Regenzeit ist Kurzurlaub

Nach Wochen der Sonne hat es heute  zu regnen begonnen, genau in dem Moment, als ich den Einkauf und die Kinder im Auto hatte. Alles verräumt, nur der Einkaufswagen nicht, und ich auch nicht.  Was tun: Innerlich fluchend einen Sprint ins Trockene hinlegen? Oder drüberstehen und der Situation etwas abgewinnen?

Es geht hier nicht ums Wetter. Nicht eigentlich. Sondern um eine Buchrezension zu „Aufräumen mit Fräulein Ordnung“, ein Buch, das Regentage in einen Kurzurlaub verwandelt und das ich Dir empfehle. Und ganz eigentlich geht es darum, dass Du aus jedem Mist etwas Gutes machen kannst. Regentage sind zum Üben optimal. Es schüttet, und Du wächst und wächst und wirst stärker und stärker. Wenn dann der wirkliche Mist des Lebens güllemäßig herangepflatscht kommt, bist Du gewappnet mit Lotos-Effekt, cheering charms und vade retro.fraeuleinordnung_buchrezension02_klein

Zurück zum Parkplatz. Ich habe mich gegen das schildkrötig, grießgrämige Halseinziehen und Schimpfen entschieden, bin erhobenen Hauptes spaziert und hatte mangels Konzentration auf das Herunterziehen der Mundwinkel Gelegenheit, darin (im erhobenen Haupte) diese Gedanken zu finden:

  • Dass uns der Himmel Wasser schenkt, ist ein Segen. Wir müssten sonst dauernd gießen (und ich hab mal in Israel gesehen, was dauerndes Gießen bedeutet. Blühende Wüsten sind möglich. Aber sie sind unfassbar aufwendig.)
  • Dass wir den Naturgewalten kaum ausgesetzt sind, nur so ganz ein bisschen auf einem Parkplatz mal, ist eindeutig grandios. An dieser Stelle ein Hoch auf die Zivilisation, großer Dank an die ErfinderInnen der Stahlarmierungen und des Betons, der RegenrInnen und Deiche. Großer Dank auch an die ErfinderInnen der Gore- und sonstwie-tex-Kleidung, der Gummistiefel und, last but not least, des Frotteehandtuchs und der Wärmflasche! Da ich in Schwung bin, danke ich nun auch irgendeinem Regisseur, irgendeinem Team und natürlich meinen Eltern.
  • Und Epikur ist mir eingefallen (immer wieder Epikur). Der hätte sich wohl in eine Pfütze geworfen, bis er schrumpelig geworden wäre, und hätte sich danach bei 100 Grad in der Sauna ordentlich durchdörren lassen. Na, ganz so lustmaximierungsversessen bin ich nicht. Hades, richte mal bitte dem Epikur aus, dass er eine Kerbe in sein Holz machen kann, wenngleich nur eine kleine, da er aus der Situation bestimmt mehr raus geholt hätte.

Auf der Heimfahrt haben wir Sommerregenluft geatmet. Dazu laut Musik gehört. Radio. „Buffalo Soldier“. Der Moderator hat anschließend geschwärmt, dass man bei diesen Klängen von Bob Marley in Sommerlaune käme. Bei dem Text? Er handelt von zwangsweise aus Afrika in die USA Verfrachteten, die dort die Indianer vertreiben (Euphemismus für „umbringen“) sollten. Sommerlaune? Ich komme da in eine GANZ ANDERE Laune.

Zuhause sind die Kinder barfuß durch den Garten gerannt und in die Pfützen gesprungen. Dass man an so etwas so eine Freude haben kann, hab ich mir gedacht, während das Wasser in die Badewanne einlief. Sie hatten Spaß und werden nicht krank. Habt ihr gehört, ihr werdet nicht krank.

Nach dem Baden saßen wir Eintopf essend bei Kerzenschein am Tisch und haben Arien aus der Zauberflöte angehört. Die Kinder lieben vor allem die Schlange und ganz vor allem, dass sie ordentlich geplättet wird durch „unseres A-ha-rmes Ta-ha-pferkeit“. Wir saßen da also bildungsbürgerlich herum – aber was soll man machen, wenn’s einem gefällt… und wen es beruhigt, wir hören auf die Tour auch ACDC, Rammstein und Apocalyptica – und haben uns gefreut, dass endlich wieder ein Regenabend ansteht.

Mein persönlicher Super-Tipp für Regenabende

Warum? Regenabend ist gleich Fernsehabend. Wenn die Kinder bei Sonnenschein einen Film einfordern, dann zitiere ich den braven Soldaten Švejk. Der hat sich mit seine Kneipenkumpanen „nach dem Krieg um sechs im Kelch“ getroffen. Unsere Variation lautet: „Wir treffen uns an einem Regentag nach dem Abendessen vor dem Fernseher.“

Während des Abräumens, Aufräumens und Herrichtens für morgen haben wir überlegt, welche Tiere – im an langen Sommerabenden erträumten –  Film „Ronja Räubertochter“ vorkommen. Und in welcher Reihenfolge. Und ob wir die Wilddruden und Graugnome als Tiere zählen oder als Fabelwesen. (Wir haben uns auf „fabelhafte Tiere“ geeinigt.)

Nach den Graugnomen ging’s ins Bett. Und mit der Großen habe ich per Handschlag eine Offensive für Klarheit und Frische beschlossen. So nenne ich das, sie nennt es „Fensterputzen und Schrank ausmisten“.

Warum ich das alles erzäääääääääääääääähle?

Rezension zum Buch „Aufräumen mit Fräulein Ordnung“

Denise Colquhoun, alias „Fräulein Ordnung“, mag es erahnen. Denn sie hat über Regentage ein Buch geschrieben. Eigentlich über den Zauber von Regentagen, den diese entfalten, wenn wir sie nicht daran hindern. „Aufräumen mit Fräulein Ordnung“ heißt es, mit Hardcover gebundene 96 Seiten, erschienen bei Urania. Das Buch erstaunt mich, nicht nur durch seine guten Tipps zum Aufräumen an Regentagen und Bilder, sondern auch, weil es sich wie das Skript zu unserem Nachmittag und Abend liest.

Ich empfehle Dir dieses Buch,

… wenn Du es zuhause gern gemütlicher und aufgeräumter hättest,

… wenn Du an Regentagen einen Wohnungskoller bekommst, und Deine Familie kettenreagiert,

… wenn Du Dich fragst, wie ein Kurzurlaub zu Hause aussehen könnte,

… wenn Du Deinen Kindern stressfrei zeigen willst, wie man Ordnung schafft.

Während das erste Buch, „Sieben Tage für ein aufgeräumtes Leben“, noch Anleitungen gibt, wie Chaos im Haushalt gebändigt werden kann, ist dieses Buch poetisch. Damit trifft die Autorin meinen Geschmack viel besser.fraeuleinordnung_buchrezension_klein

Denise Colqhoun erzählt in Worten, ihre Tochter in Bildern, wie Regentage zu einem genussvollen Kurzurlaub werden können, gemütlich, ordentlich, köstlich und kreativ. Ein Boxenstopp, bevor wir wieder die Rennstrecken des Lebens rocken bis der Reifen qualmt. Egal, ob das nun Ferrari- oder Fahrradreifen sind.

Die von Denise Colquhoun geschriebenen Texte und die von ihrer Tochter Paula geschossenen Fotos sind eine gelungene Komposition. Ein Familienprojekt mit Herz und Verstand, dem man anmerkt, das darin viele persönliche Gedanken und oft erprobte Ordnungsstrategien stecken. Ich danke Mutter und Tochter für dieses gelungene Buch, das ich nun zur Seite lege, um mir für kommende Regentage noch Lesefreude aufzuheben. Dem Verlag Urania danke ich dafür, dass er mir ein Exemplar für diese Rezension zur Verfügung gestellt hat. Und allen LeserInnen, die diesen bisher längsten Text, und noch dazu über das Wetter, gelesen haben. Vielleicht epi-kurierst Du Deine eckig gelesenen Augen durch einen Blick in die Ferne?

Ich bin jetzt Schaukeln.

Viele Grüße aus dem Garten

Maria

P.S.: Wir sind mal bei Regen mit zuhause vorbereiteten Bratwurstsemmeln zum Spielplatz und haben sie dort unter einem Regenschirm verspeist. Ich weiß heute noch, wie sie geschmeckt haben. Wie aus-ge-sproch-en guuuuut sie geschmeckt haben.

Und wir sind mal vor Jaaaaaaaaaaahren mit dem Fahrrad vor einer Gewitterfront davon gefahren. Knapp wäre es uns gelungen ihr zu entkommen. Ich habe den Rausch der Geschwindigkeit, den Adrenalinkick noch im Blut, genauso die übergroße Enttäuschung es nicht geschafft zu haben, und die noch größere Freude, dass wir gekämpft haben, als wäre es nicht ums Nasswerden, sondern ums Überleben gegangen. Damals hat der Epikur eine Riesenkerbe geschnitzt.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. denisecolquhoun sagt:

    Wie schön, dass auch in Dir so eine Regentage-Liebhaberin steckt!
    Danke, für Deinen schönen Text und Deine warmen Worte!

    Alles Liebe,
    Denise

    Gefällt 2 Personen

  2. Katrin sagt:

    …- es tut mir leid, bin immer noch nicht dazugekommen, die Frage über den Schwimmbereich zu beantworten (…einfach zu viel los hier…)
    Es sieht aus wie ein Strand, Sand mit Kunstharz, große Steine zum Draufsitzen und Runterspringen…
    -mein voriger Kommentar ging leider verloren😁 Drum nur die Kurzfassung…😉
    Also, auf das Buch von Denise freu ich mich schon sehr! Habs zwar vor Erscheinungstermin schon bestellt, aber es scheint erst nächste Woche in meiner Buchhandlung einzutreffen…;-)
    Ganz ganz liebe Grüße aus Österreich und ein schönes Wochenende!!
    Katrin

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen