Schnecken im Garten, Teil I – Maßnahmen gegen eine Plage und wer kennt Schnexagon?

Schnecken im Garten, Teil I

Nachdem das Entgierschen meiner Beete ohne Chemie so gut geklappt hat, obwohl da viele meinten, das würde nie klappen, liegt mein diesjähriges Hauptaugenmerk auf dem zweiten Gärtner-Albtraum, der Schnecke. Wieder ohne Chemie, dafür mit Ausdauer, gutem Werkzeug und Verbündeten aus der Tier- und Pflanzenwelt werde ich dafür sorgen, dass die Schnecken meinen Garten nicht als Bühne für eine Gemüsetragödie nutzen.

Drei Jahre Schneckenleben: HIER

Mein Ziel ist kein schneckenfreier Garten, ich will nur eine Plage verhindern. Deshalb habe ich mich eingelesen, welche Schnecken es in unseren Breiten gibt.

Wunderschönes, poetisches Buch über Schnecken: HIER

Verkürzt: Es gibt eine Kapuzinerschnecke, die kennt jeder, weil sie überall höchst erfolgreich herumschleimt, und dann noch die mit verschieden farbigen und großen Häuschen. Ich habe mir angesehen, was sie das Jahr hindurch wann machen und ich habe mich mit erfahrenen Gärntern ausgetauscht, welche Erfahrungen sie im Umgang mit Schnecken gemacht haben.

Schnecken sind gar nicht mein Feind und ich lasse mir sowas auch nicht einreden. Ich werde nie schimpfen, dass ich zu viele hätte, egal wie viele es sein mögen. Sie sind halt da, falls sie mal zu viele würden, wäre das nicht ihre Schuld, deshalb werde ich ihnen sine studio et ira begegnen und eher mich zur Ausdauer ermahnen als über Schnecken zu jammern. Ganz gelassen und stur bleibe ich, wie immer, und ich werde auch kein besonders schweres Spiel haben, auch wie immer:

Der Garten ist umfriedet mit einer Mauer und nicht von Schneckenbiotopen umgeben. Sollte es mal einen Moment geben, in dem ich denke, dass ich viele Schnecken im Garten hätte, die alles, alles, alles zerfressen…, werde ich mir in Erinnerung rufen, dass es viel schlimmer sein könnte, zum Beispiel mit einer Wiese in der direkten Nachbarschaft.

Und das Wichtigste: Eine Plage, auch so eine Mini-Schnecken-Invasion, ist ein Syptom für einen Mangel. Ich kann so viele Schnecken töten, wie ich will – wenn ich nicht den Mangel beseitige oder zumindest lindere, der zur Entstehung der Plage führt, werde ich keine Ruhe finden.

Diesen Mangel zu beheben, das spüre ich, ist eine ganz wunderbare Beschäftigung, weil ich nicht Tod beabsichtige, sondern Leben ermögliche. Es geht mir nicht darum, eine Art Lebewesen auszurotten, sondern andere weitere, leider zwischenzeitlich ausgezogene Arten anzusiedeln, die dazu beitragen ein Gleichgewicht wiederherzustellen. Für mich ist der Garten nicht ein Ort, in dem es nur Krieg oder Frieden geben kann, sondern ein Lebensraum, in dem die Vielfalt ein Zuhause findet. Mein Beitrag als Zweibeiner ist, dass ich mich nicht wichtiger nehme als die anderen Lebewesen, sondern für Ausgleich sorge, wo ich kann.

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Welcher Mangel steckt hinter einer Schneckenplage?

Ist ja klar, den Schnecken fehlen ihre natürlichen Feinde: Igel, Nattern, Schleichen, Kröten, Schnegel, Glühwürmchen. Und den Schnecken fehlt ein Appetitzügler: Aus dem Gemüse von heute wurde das Herbe, Sauere, Bittere, Scharfe herausgezüchtet, weil das vielen Verbrauchern nicht mehr schmeckt. Mildes steht hoch im Kurs, bei vielen Menschen und bei allen Schnecken. Das heißt unsere Schnecken finden reich gedeckte Tische und keinen, der sie davon abhält darüber herzufallen. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig als zur Plage zu werden.

Und jetzt komme ich.

Erste Maßnahmen, um einer Schneckenplage entgegen zu wirken

  1. Heimat für Nützlinge ist easy und macht viel weniger Arbeit als dauerndes Über-Pflegen: Im vergangenen Jahr habe ich gezielt Teile des Gartens wild gemacht. Steine und Holzlatten habe ich gestapelt sowie eine Benjes-Hecke angelegt, um Nützlingen ein Zuhause zu bieten. Die Hecke hat den Winter gut überstanden. Sie wurde nicht von der Schneelast erdrückt und ist nicht auseinandergefallen, sondern steht. Nützlinge wie Marienkäfer, Asseln und Tigerschnegel habe ich in ihr schon gesichtet. Eine Benjes-Hecke anzulegen geht ganz schnell und ist nicht nur sozialer Wohnungsbau für Käfer und Co: Man kann sie als Sichtschutz einsetzen oder als Unterteilung im Garten. Bei mir trennt sie den eher zivilisierten Staudenbereich vom wilden Herrschaftsgebiet des Giersches und Holunders. Ich finde es auch sehr praktisch und sinnvoll mein gesamtes Totholz so im Garten behalten zu können, statt es mühsam ins (dann unweigerlich verdreckte) Auto zu laden und wegzufahren.
  2. Wasserversorgung: Schnecken brauchen Wasser, um voran zu kommen. Will ich verhindern, dass sie voran kommen (um zu fressen, sich zu paaren, Eier abzulegen), dann muss ich ihnen so wenig Feuchtigkeit wie möglich bieten. Deshalb achte ich genau auf die Bodenverhältnisse, die ich im Garten habe und berücksichtige diese bei der Auswahl meiner Pflanzen. Ich setze Pflanzen, die möglichst kein Extra-Gießen brauchen. Wenn ich dann doch einmal gieße, dann morgens, nicht abends. So stelle ich sicher, dass die Pflanzen vor dem Tag mit ausreichend Wasser versorgt werden und die Schnecken nachts nicht auf optimalen Wasserrutschen von Blättchen zu Blättchen sliden.
  3. Ausdauer und Stetigkeit: Morgens und abends sammle ich alle Schnecken ein, die ich finde. Um meine Suche zu verkürzen habe ich bereits im Herbst Bretter ausgelegt, unter denen Schnecken gern Zuflucht suchen. Diese Bretter sind jetzt für Schnecken optimal morsch. Schon jetzt im Frühjahr sammle ich täglich 20 Schnecken ein – jede einzelne kann nicht mehr fressen, nicht mehr Eier legen, jede jetzt gesammelte Schnecke erspart mir viel Mühsal.
  4. Hilfreiche Pflanzen: Es gibt Gemüse und Stauden, die für Schnecken nicht zu den lukullischsten aller Genüsse gehören. Beispielsweise mögen sie Petersilie nicht, heißt es, weshalb ich eine Beeteinfassung aus Petersilie anlegen werde und mal sehe, ob das wirklich hilft. Ich kann auch durch gut zueinander passende Pflanzen dafür sorgen, so genannte Pflanzpartner wie Karotte und Zwiebel zum Beispiel, dass ich wenig schwaches Gemüse habe und keine Schnecke auf die Idee kommt Sterbehilfe leisten zu müssen.
  5. Der Garten ist ein Symbol, auch die Schneckenjagd ist ein Symbol. Natürlich geht’s auch hier bei den Schnecken nicht nur um die Schnecken und um Ertrag. Wenn ich den Kindern zeige, dass man mit Ausdauer und Wissen einen schönen Lebensraum gestalten kann, werde ich sie nicht ermahnen müssen, ausdauernd zu werden und Wissen sammeln zu wollen, Zusammenhänge zu begreifen und Lösungen für Probleme zu finden. Meine Arbeit im Garten ist zugleich Erziehung, nicht nur meiner selbst, sondern auch der Kinder.

Über die Anpflanzungen und meine Erfolge oder Nicht-Erfolge werde ich im Laufe des Jahres berichten. Insgeheim hoffe ich, dass die Kinder sich intrinsisch motiviert der Herausforderung annehmen werden ihre verlorenen Socken und Sachen zu jagen und sammeln, ohne dazu ERMAHNT zu werden, von wem auch immer…

Wer kennt Schnexagon?

Und ich bin sehr neugierig, ob ihr schon von Schnexagon gehört habt, oder es sogar anwendet? Dieser Schutzanstrich gegen Schnecken wurde vor zwei Jahren an der Universität Kiel entwickelt und soll aus rein natürlichen und biologisch abbaubaren Substanzen bestehen. Aufgetragen und getrocknet wirkt dieser Anstrich als eine für Schnecken unüberwindbare Barriere. Das Ergebnis klingt optimal: Geschütze Pflanzen und keine getöteten Schnecken. Ich plane es rund um mein Hochbeet aufzutragen und davor auf den Boden Bretter zu legen, dann können die Schnecken nicht hinauf und wo sie unten Zuflucht suchen, finde ich sie flott spätestens am nächsten Abend oder Morgen. Experiences, anyone?

Und was macht ihr mit den eingesammelten Schnecken? Ich trage sie über die Straße in den Wald. Was meint ihr, reichen 30 Meter, um sie dauerhaft fern zu halten?

Viele Grüße aus dem Garten

Maria

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. noir sagt:

    Und? Wie sind Deine Erfahrungen mit Schnexagon? Das ist doch die „Farbe“, auf der Schnecken „ausrutschen“, oder? Ich hab mal davon gelesen, war mir aber nicht sicher, ob es wirkt, bzw. ob es ungiftig und ungefährlich in der Natur ist, wenn es sich zersetzt. Blumentöpfe mit Schnexagon bestrichen wäre nämlich nicht schlecht. 🙂

    Und Schnecken fressen bei mir schon Petersilie – meistens schon wenn sie gerade mal aus der Erde spitzelt; aber mit was ich gute Erfahrungen gemacht habe, sind Ringelblumen. Die scheinen Schnecken abzuschrecken. Allerdings haben die die Angewohnheit sich wie wild zu vermehren, weil sie Samen ohne Ende produzieren. 🙂 Aber zumindest fressen sie keine Pflanzen ab. 😀

    Was mich daran erinnert, dass ich gleich noch mit Taschenlampe bewaffnet in den Garten muss, um nachzusehen, was meine Schneckenhorde macht und wo sie rumhängen.Ich töte nämlich auch keine Schnecken. Wie Du, versuche ich ihnen die „Rutschgrundlage“ vorzuenthalten, in dem ich – wenn überhaupt – vormittags gieße.

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  2. noir sagt:

    Schau Dir mal das Video hier an. Sie verwendet getrocknete Blätter von Minze gegen Schnecken und scheint damit gute Erfahrungen gemacht zu haben. https://www.youtube.com/watch?v=PUykObZNzV8

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  3. Siggi Rösel sagt:

    Hallo und guten Tag, ich habe deinen Kommentar in Instagram zum Thema Schnecken gelesen und deinen interessanten Beitrag darauf hin hier gelesen. Du schreibst mir aus dem Herzen, gehe vom Prinzip den gleichen Weg. Nur beschreibst du es verständlich.
    Ein Spruch fällt mir dazu ein: „Traue keinem Garten ohne Unkraut“, denn auch Beikräuter gehören zum Gärtnern.
    Den „Kampf“ mit dem raumgreifenden Giersch in Nutzgarten haben wir ebenfalls ohne Chemie gewonnen. Erste Massnahme war das Ausgraben der Wurzeln bis zu einer Tiefe von etwa 30-40 cm, jeden Fitzel. Hat lange gedauert, war wie Therapie zur Entschleunigung.
    Was dann noch wuchs wanderte in den Kochtopf. Nach drei Jahren ist fast kein Giersch mehr da. Im Frühjahr allerdings gehen wir immer noch auf Wurzelsuche. Angrenzend gab es noch eine Gierschfläche, die wir nicht bearbeiten könnten, weil hier viel Nutzsträucher stehen. Dort haben wir Goldrute und Himbeeren gesetzt. Den Giersch gibt es nach drei Jahren nur noch auf dem Trampelpfad zwischen den Sträuchern. Im Rest des Grundstücks kann er sich mit Brenesseln gerne den Platz teilen. Hauptsächlich wächst er am Rand des Grundstücks. Wir lassen zusätzlich noch ein großes Stück mit Brenesseln verwildern, da fleucht und kreucht es sehr viel an Kleingetier, Käfer, Spinnen, Schmetterlingen und Raupen.
    Hornissen hatten wir, siedeln dich leider nicht mehr an. Könnte an den 16 Bienenstöcken liegen, die wir halten. Wespen haben ihre Plätze und sind willkommen.
    Gedüngt wird mit Jauche (Brenesseln, Ackerschachtelhalm und Beinwell, etwas Bentonit nimmt den ganz scharfen Geruch). Meine „Gartenbibel“ ist ein Büchlein des Klosters Fulda: „Pflanzensaft gibt den Pflanzen Kraft“.
    Wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinem Tun und Wirken. Deine Art zu Gärtnern ist mir sehr sympathisch, spricht mich an.
    Liebe Grüße
    Siggi

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    1. Maria sagt:

      Danke für die Buchempfehlung! Und für den naseschonenden Bentonit-Tipp. Wieviel davon gibst Du ungefähr auf 10 Liter?

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      1. Siggi Rösel sagt:

        Auf 100 Liter 3 kg etwa.
        GlG
        Siggi

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  4. Siggi Rösel sagt:

    Nochmals Siggi.
    Schnexagon ist mir nicht bekannt. Schnecken sind Langstreckenläufer, bei 30 Meter Entfernung hast du sie einen Tag später wiedr im Garten. Deswegen propagiere ich die 500 Meter, die unter Umständen zu groß bemessen sind, aber jeder Meter macht Sinn.
    Liebe Grüße
    Siggi

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  5. Siggi Rösel sagt:

    Urgesteinsmehl geht genauso gut, ist kostengünstiger.
    Siggi

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